Wie chinesische Onlinehändler Zollbeschränkungen umgehen

Chinesische Plattformen wie Temu, Shein und AliExpress nutzen geschickt Zollbefreiungen, um einen beträchtlichen Teil ihrer Produkte zollfrei nach Europa zu versenden. Dies führt zu einem enormen Volumen von Paketen, das sich im Milliardenbereich pro Jahr bewegt. Recherchen des SWR zeigen, wie Onlinehändler diese Zoll- und Steuerlücken ausnutzen.

Der belgische Regionalflughafen Lüttich hat sich mittlerweile zu einem der größten Luftfrachtumschlagplätze Europas entwickelt. Täglich treffen hier über eine Million kleine Pakete aus China ein, wovon ein Großteil weiter nach Deutschland geht. Die rund 60 Kontrollstellen des belgischen Zolls rund um den Flughafen erleben täglich, wie Versender aus Asien ihre Tricks anwenden.

Eine Zollbeamtin namens Murielle Mathieu überprüft ein großes quadratisches Paket aus China, das für einen Empfänger in Bayern bestimmt ist. Angegeben wurde ein Warenwert von 54 Euro als „technische Ausrüstung“. Beim Öffnen des Pakets kommt jedoch ein 4K-Beamer im Wert von 1.270 Euro zum Vorschein. Dies ist ein klarer Betrugsversuch, der täglich am Flughafen Lüttich dokumentiert wird. „Dieses Paket hätte nicht als Päckchen angemeldet werden dürfen. Hier wird versucht, Umsatzsteuer und Zollgebühren zu umgehen“, erklärt die Zollbeamtin. Denn Pakete mit einem Warenwert von unter 150 Euro müssen bei der Einfuhr in Europa keine Zollgebühren entrichten.

Ein weiterer Trick besteht darin, die Sendungen aufzuteilen. Die Zöllnerin entdeckt zwei Pakete, die an dieselbe Adresse in Deutschland gehen sollen. Beim Öffnen wird schnell klar, dass es sich um eine Bestellung handelt, die auf zwei Pakete aufgeteilt wurde. „Indem der Wert der Sendungen addiert wird, überschreitet man die Grenze von 150 Euro“, erklärt Murielle Mathieu. „Dies wurde absichtlich gemacht, um die Zollgebühren zu umgehen. Es handelt sich hier um Betrug.“