Aktuelle Untersuchung über sexuellen Missbrauch in der evangelischen Kirche
Die Thematik des Missbrauchs in der evangelischen Kirche wurde bislang wenig beleuchtet. Eine am Donnerstag vorgestellte Studie soll dazu beitragen, diese Lücke zu schließen. Die Landeskirchen in Rheinland-Pfalz haben bereits im Vorfeld einige Zahlen veröffentlicht.
Die MGH-Studie von 2018 hatte ergeben, dass seit 1946 in Deutschland mindestens 3.677 Kinder und Jugendliche von Priestern oder anderen Mitarbeitern der katholischen Kirche sexuell missbraucht wurden. Nun liegt eine vergleichbare Untersuchung auch für die evangelische Kirche vor. Die Ergebnisse einer interdisziplinären Studie des Forschungsverbunds ForuM werden am Donnerstagmittag in Hannover präsentiert.
Bis Ende 2022 hatten 858 Menschen bei der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) Anträge auf Anerkennungsleistungen gestellt. Es wird erwartet, dass die ForuM-Studie deutlich höhere Fallzahlen aufzeigen wird. Bereits im Vorfeld haben die drei in Rheinland-Pfalz vertretenen Landeskirchen eigene Zahlen zum sexuellen Missbrauch veröffentlicht. Hier sind sie:
Evangelische Kirche im Rheinland:
Vor einer Woche veröffentlichte die Rheinische Landeskirche, die in Rheinland-Pfalz unter anderem Koblenz, Trier, die Eifel, den Hunsrück und Teile der Nahe-Region abdeckt, ihre Zahlen. Seit 1946 wurden hier 70 bekannte Verdachtsfälle verzeichnet. Von diesen lassen sich 59 auf Pfarrerinnen und Pfarrer sowie angestellte Kirchenmitarbeitende (z. B. Hausmeister, Lehrer oder Kantoren) zurückführen.
Evangelische Kirche der Pfalz:
Die pfälzische Landeskirche, die neben der Pfalz auch Teile des Saarlands umfasst, berichtet von 49 Verdachtsfällen seit 1947, von denen 22 bestätigt wurden. In neun Fällen gingen diese offenbar auf Erzieherinnen oder Erzieher zurück, in sieben Fällen auf Pfarrer.