Radikal im Wort – weicher in der Schrift

In der gesprochenen Wortwahl radikal, in der schriftlichen Darstellung jedoch milder – so gestalteten sich die zermürbend langen Tage in Magdeburg. Die AfD wählte oft bis in die Abendstunden hinein ihre Kandidatinnen und Kandidaten für die Europawahl. Die Rhetorik am Rednerpult war ausgesprochen energisch. Das schließlich eilig verabschiedete Wahlprogramm hingegen klingt moderater. Alice Weidel strahlt gute Laune aus. Normalerweise hält sie sich gegenüber ihren Parteikollegen eher bedeckt, doch an diesem Sonntagmorgen nimmt sie sich ausgiebig Zeit. Weidel persönlich begrüßt Mitglieder ihres Landesverbandes, lässt viele Fotos machen und erklärt geduldig die letzten Kompromisse im Wahlprogramm. Fünf Tage Parteitreffen an zwei aufeinanderfolgenden Wochenenden liegen hinter ihnen. Es ist das erste Mal, dass die Delegierten die Co-Parteichefin so hautnah erleben können, nicht nur gelegentlich auf ihrem Platz im Bundesvorstand auf der Bühne sitzend.

Die gute Laune von Weidel hat einen Grund: Lange Zeit schien es, als ob in der Debatte um das Wahlprogramm unterschiedliche Strömungen innerhalb der AfD wie zwei Züge auf Kollisionskurs steuerten. Allen voran, wie so oft, der rechtsextreme Landeschef von Thüringen, Björn Höcke. Auch er wollte dem Programm eine neue Präambel aufdrücken, ganz im Einklang mit seinem radikalen Ton.

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